Auf den Straßen des Imperium Romanum

Auf den Straßen des Imperium Romanum

Unter Trajan hatte das die Städte des Imperiums verbindende Straßennetz eine Länge von rund 100.00 km erreicht. Diese befestigten Straßen ermöglichten ein von Witterungsverhältnissen und topographischen Schwierigkeiten größtenteils unbehelligtes Reisen bei einer anzunehmenden durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 30 km zu Fuß respektive 12 km per Ochsengespann. Augustus hatte einen berittenen kaiserlichen Botendienst eingerichtet mit Stationen, die in regelmäßigen Abständen – etwa alle 15 km – entlang der wichtigsten Straßen platziert waren. Einem tabellarius Augusti stand hier ein Pferd nach Wahl zu; auf diese Weise konnte ein Reiter so bis zu 200 km täglich zurücklegen. Im Unterschied zu diesen mutationes fanden sich mansiones – Rasthäuser – in einer Entfernung von rund 40 km.

Die Entfernungen wurden durch Meilensteine angezeigt, die in der Regel den Namen des Kaisers und Angaben über die Entfernung zum caput viae, einer wichtigen Stadt am Ende eines Teilabschnitts trugen. Teilweise finden sich aber auch die Legionen verzeichnet, die am Straßenbau beteiligt waren, wie hier die VI Victrix: Sie zeichnete mit für die via a Caesaraugusta in summum Pyrenaeum verantwortlich, welche Caesaraugusta (Zaragoza) mit Pompaelo (Pamplona), also das Ebrotal mit den Pyrenäen verband.

Wegmarkierung Meilenstein: CIL XVII/1,170

Landkarte Tabula Peutingeriana

Tabula
Kannte die Antike maßstäbliche Karten von Großräumen? Eine eindeutige Antwort lässt sich auf diese Frage nicht geben, da uns keine solche Karte erhalten geblieben ist. Dennoch geht z.B. Oswald A.W. Dilke von ihrer Existenz aus, während Kai Brodersen diese verwirft. Immerhin verfügen wir über eine mittelalterliche Kopie aus dem 12./13. Jh., die sogenannte Tabula Peutingeriana, die auf Vorlagen aus dem 4. Jh. und unter Zuhilfenahme von Quellen bis ins 1. Jh. n. Chr. zurückgeht. Die aus 11 Einzelblättern bestehende Pergamentrolle wird heute in der Wiener Nationalbibliothek aufbewahrt und misst insgesamt 680 x 33 cm. Sie zeigt die antike Welt von Britannia bis India, nennt Provinzen, Landschaften, Völker und rund 550 Städte. Entfernungen zwischen Städten oder mansiones sind angegeben, Flüsse, Gebirge und Wälder eingezeichnet. Das Format der Pergamentrolle allerdings führt zu einer Verzerrung der tatsächlichen geographischen Verhältnisse, so dass beispielsweise die in Wirklichkeit eher von Westen nach Osten nebeneinander gelegenen Landschaften Epirus, Unteritalien und Sizilien untereinander angeordnet liegen. Dennoch bot die Karte ausreichende Informationen, war man lediglich daran interessiert, wie man von einer Stadt in die andere gelangte, welche Entfernungen dabei überbrückt werden mussten und wo man übernachten konnte.

Fortbewegung zu Wasser...

Münze mit Schiff
RIC II 706

...und zu Lande

Pferdewaagen
RIC² 55 bzw. BMC 85

Itinerar Becher von Vicarello

Tyche
Die antike Route von Gades (Cádiz) nach Rom kann nachvollziehen, wer bereit ist, die Städte- und Meilenangaben auf den vier Silberbechern von Vicarello zu entziffern. Man fand sie in einem Brunnen des Kurortes Vicarello in der Nähe des Lago Bracciano im Jahre 1852 unter tausenden von Münzen und Votivgaben, die von der Zeitenwende bis in das 4. Jh. n. Chr. datieren. Heute können sie im Museo Nazionale Romano (Sezione Numismatica di Palazzo Massimo) in Rom bewundert werden: Sie sind zwischen 14 und 15,5 cm hoch und messen etwa 7 bis 8 cm im Durchmesser. Rätselhaft erscheint, dass sie keine Widmung tragen, welche sie als Votivgabe ausweisen würde, wie man zunächst aufgrund der Aquae Apollinares unweit des Fundortes angenommen. Das Itinerar umfasst wohl 1.845 römische Meilen – rund 2.458 km – und führte auf beträchtlichen Umwegen nach Rom. Legte man diese Reise zu Fuß zurück, benötigte man ungefähr 90 Tage, dabei hätte ein Schiff von Gades nach Ostia nicht länger als eine Woche (Plinius, Naturalis Historia 19,1) gebraucht.. Was also mag den Reisenden zur Wahl dieser Route bewogen haben?
Reinschrift Vicarello
CIL XI 3281-3284

Bildnachweise:
Becher von Vicarello, unter: Wikimedia; Tabula Peutingeriana, unter: Wikimedia Vicarello-Karte: Civitas