Ehreninschriften

Ein "Who is Who" der Antike...

Wer kennt sie nicht, die Messingtafel an einer Bank, das Schild auf einem Spielplatz oder die Benennung eines Krankenhausflügels nach einer stadtbekannten Persönlichkeit. Wo sich heute die Schönen und Reichen ein Denkmal setzen, greifen sie auf eine Praxis aus der Antike zurück.

Auf den öffentlichen Plätzen einer Stadt flanierte nicht nur, wer Rang und Namen hatte - jeder Stadtbewohner, Besucher aus dem Umland oder Fremde aus einer anderen Region konnte sich an den sorgfältig geplanten Platzanlagen erfreuen. Neben den imposanten Statuen von Kaisern fanden sich unter anderen auch Ehreninschriften für Angehörige der lokalen und regionalen Elite, die ihnen die Provinz oder auch Mitglieder ihrer Familie gesetzt hatten, um auf ihre Verdienste aufmerksam zu machen.

RIT 295
RIT 349

RIT 325
verlorener Inschriftenstein, vmtl. Statuenpostament

Lüfte das Rätsel dieser Familie aus Tarraco...

Von den Numisii berichten uns insgesamt vier Inschriften; drei sind als Statuenpostamente aus lokalem Kalkstein auf uns gekommen. Wenn auch der profilierte Rahmen und die Inschriftentafel (tabula ansata) an einigen Stellen beschädigt sind, so lässt sich doch herausfinden, wem die Ehrungen galten.

Kannst du dir erschließen, wie der vollständige Text dieser Inschriften gelautet hat? Nimm das Abkürzungsverzeichnis Epigraphik zur Hilfe und auch ein Blick auf das Leidener Klammersystem kann nicht schaden. Kleiner Tip: Die Anzahl der Bindestriche gibt die Anzahl der fehlenden Buchstaben wieder.

RIT 296

Der Stein ging verloren, doch die Botschaft blieb erhalten...

 

Karte von Tarraco
Auf diesem Stadtplan von Tarragona sind die Fundorte der Inschriften eingezeichnet. Versuche herauszufinden, welche Platzanlagen sich dort im römischen Tarraco befanden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem sozialen Status des Stifters einer Statue und ihrem Aufstellungsort? Lässt sich vielleicht sogar eine Systematik erkennen?

L. Numisius Montanus und seine Geschwister...

Die Ehrungen auf den epigraphischen Monumenten gelten L. Numisius Montanus, seiner Frau Porcia Materna und seinem Bruder L. Numisius Ovinianus. Die Brüder hatten den Status eines Ritters inne; sie bekleideten den provinzialen Flaminat aller Wahrscheinlichkeit nach unter Hadrian oder wenig später.
RIT 295 war wohl auf dem Postament einer Reiterstatue zu lesen, die der Provinziallandtag der Hispania Citerior L. Numisius Montanus nach seinem Ausscheiden aus dem Amt widmete. Aus RIT 325 erfahren wir, dass auch Porcia Materna, die aus Osicerda stammte, Karriere gemacht hatte: Sie war als flaminica provinciae tätig. Es gibt noch eine Reihe weiterer Inschriften, die aus dem Leben der Numisii berichten, doch schon diese vier reichen aus, um den Stammbaum der Familie zu rekonstruieren.

Ziehe die Namen der Familie an die richtige Stelle und lasse ihre Ahnentafel wachsen...

 

Bildnachweise:
Titelbild: Amphitheater Tarraco (Tarragona), Fotograf: Alberto-g-rovi, unter: Wikimedia
Inschriften: RIT 295: D-DAI-MAD-R-151-70-08 (Fotograf: Peter Witte); RIT 349: D-DAI-MAD-KB-12-69-14 (Fotograf: Peter Witte); RIT 296: D-DAI-MAD-R-145-69-07 (Fotografin: Barbara Grunewald);
Andere Abbildungen: Statuen im Museu Nacional Arquelògic de Tarragona, unter: Wikipedia; Karte von Tarraco mit Inschriftenfundorten, Karten-Daten bereitgestellt von: OpenStreetMap; Männchen mit Fragezeichen, unter: Pixabay