Monumente und Bauten
Die Basilika zeichnete sich durch ihre Multifunktionalität aus. In diesen großen, üblicherweise in der Verbindung mit einer Platzanlage errichteten hohen Saalbauten fanden das politische Leben, aber auch Handel und Gewerbe statt: So beherbergte etwa die Basilica Aemilia, die direkt am Forum Romanum lag, in spätrepublikanischer Zeit die Geschäftsräume der Geldwechsler. Aus den langgestreckten Säulenhallen – den so genannten porticus – entwickelte sich bis zur Kaiserzeit ein eigener, zumeist mehrstöckiger und um Exedren ergänzter sowie nach außen eher geschlossener Typus, der oftmals reichhaltig ausgestattet war. Unterschiedliche Marmorsorten, die Aufstellung zahlreicher Ehrenstatuen oder die Einbindung von Bibliotheken, wie etwa im Falle der 170 x 60 m großen Basilica Ulpia am Trajansforum, verweisen auf den großen repräsentativen Stellenwert dieser Gebäude.
Basiliken in Provinzstädten – wie im nordafrikanischen Leptis Magna (Lebda, Libyen) – konnten ähnliche Ausmaße und einen vergleichbaren Ausstattungsluxus erreichen wie in Rom. Hier nutzte sie zudem der Statthalter, um Recht zu sprechen, wurde der Kaiser kultisch verehrt u.ä.
Die Bogenmonumente, die an den Eingangsbereichen des Forum Romanum sowie entlang der quer durch das Stadtzentrum verlaufenden Prozessionsstraße – der Via Sacra – aufgestellt sind, scheinen charakteristisch für Rom. Diese steinernen Portale bilden einen Durchgang zwischen zwei massiven Pfeilern, den ein Tonnengewölbe deckt und gehen auf die frühe Kaiserzeit zurück, als sie kurzlebige Triumphaltare aus einfachsten Materialien (fornices) ersetzten. Augustus ließ derartige Monumente zu Ehren von Familienmitgliedern in Rom, aber auch in Provinzstädten wie in Augusta Praetoria (Aosta) oder Ariminum (Rimini) errichten. Ein solcher arcus oder ianus fungierte in erster Linie als erhöhter Statuensockel: Auf der Attika beispielsweise fand sich zumeist der Kaiser als Lenker eines Viergespannes. Seit dem späten 1. Jh. n. Chr. kamen zusätzlich die Außenflächen als mit Marmor verblendete Bildträger in Gebrauch. Als Beispiel aus Rom weist der Titusbogen einzelne Reliefs und für Statuen bestimmte Nischen in der Mitte der Pfeiler auf.
In den Provinzen wurden die stadtrömischen Formen vielfach kopiert, wenngleich hier nicht militärische Triumphe, sondern die Ehrung von hohen Würdenträgern den Anlass zur Erbauung gab. So errichtete Timgad (Thamugadi, Algerien) in Nordafrika ein Bogenmonument entweder zu Ehren Trajans oder aber des Septimius Severus und Caracallas – diesbezüglich ist die Datierung noch nicht gesichert – in prominenter Lage an der Hauptstraße und wohl anlässlich des kaiserlichen Besuchs.
Das Christentum schlug sich vor der Spätantike kaum in der Bausubstanz der Städte nieder. Bevor der christliche Glauben von Konstantin und Licinius 313 n. Chr. per Edikt toleriert wurde, waren Christen der Strafverfolgung ausgesetzt und konnten so gut wie gar nicht im öffentlichen Raum in Erscheinung treten. Darum gestaltet es sich schwierig, ihre als ecclesiae in den Quellen auftretenden Versammlungen bereits zu diesem Zeitpunkt mit spezifischen Bauten in Verbindung zu bringen – wahrscheinlich trafen sich die ersten Christen in Privathäusern oder den Empfangssälen (Aulen) von Villen. Deren Ausgestaltung als hohe langgestreckte Hallen oder Zentralbauten mit Kuppel allerdings beeinflusste die frühe Kirchenarchitektur nachhaltig. Markante Neubauten seit den 320er Jahren wie die Lateransbasilika oder St. Peter in Rom folgten zunächst dem ersten Typ, zeichneten sich aber zudem durch mehrere, durch Säulenhallen voneinander abgetrennte Schiffe aus. Sie waren unter Konstantin und seinen Nachfolgern errichtet worden und lagen zunächst in der Peripherie der Stadt oder gar außerhalb im suburbium, wo sie in Grabbezirken den baulichen Rahmen für die Verehrung von Märtyrern bildeten. Erst nach dem Verbot der heidnischen Kulte im späten 4. Jh. durch Theodosius griff das Christentum auch in das Stadtinnere aus. Für den Bau einer den Märtyrern Kosmas und Damian geweihten Basilika in Rom nutzte man einen Profanbau und ab dem 6. Jh. entstanden Kirchen auch als Einbauten in die Strukturen älterer paganer Tempel und Neubauten.
Das nordafrikanische Cuicul (Djémila, Algerien), eine römische Gründung vom Ende des 1. Jh. n. Chr., verfügte schon im 4. Jh. u.a. über zwei Basiliken und ein Baptisterium.
Grabstätten waren in antiken Gesellschaften in der Regel räumlich strikt von der städtischen Sphäre getrennt. Bestattungen waren deshalb ausschließlich außerhalb der Stadtmauern erlaubt, so konzentrierten sie sich gewöhnlich entlang der städtischen Ausfallstraßen in Nekropolen. Im suburbium von Rom selbst sind vor allem die Grabbezirke an der Via Appia gut erhalten. Ausstattung und Lage der Gräber spiegeln hierbei die soziale Stellung der Toten: Einfach ausgehobene oder in Grabhügeln (tumuli) angelegte Massengräber lagen abgelegen, die reich ausgestatteten Mausoleen direkt an der Straße – aussagekräftige Grabinschriften wiesen zusätzlich auf den Status der hier Bestatteten hin. Individuell gestaltete Grabmäler in Stadtnähe waren dafür geschaffen, Aufsehen zu erregen, so wie die Pyramide des unter Augustus wirkenden Amtsträgers Gaius Cestius Epulo an der Straße von Rom nach Ostia es noch heute tut. Die Aufstellung von Sarkophagen wurde erst im 2. Jh. n. Chr. zu einem verbreiteten Phänomen, da die Römer bis dato Brandbestattungen bevorzugten.
In den Provinzen konnten hohe Würdenträger ebenfalls besondere Einzelgräber erhalten, wie die sogenannte Igeler Säule bei Trier zeigt.
Römische Kultstätten sind unschwer zu erkennen: Es handelt sich um erhöht stehende, mit Giebeln, frontaler Säulenstellung und Freitreppe versehene Rechteckbauten. Ihre Architektur scheint die religiöse Toleranz der Römer zu spiegeln, denn welche Gottheit im Tempelinneren – der Cella – ein Kultbild erhielt, konnte unabhängig vom uniformen Äußeren des Baus von Stadt zu Stadt ebenso variieren wie die zugehörigen Riten. Ältere etruskische oder griechische religiöse Motive und Vorstellungen in das eigene Pantheon einzubinden, war für die Römer ebenso unproblematisch wie die Vermengung mit indigenen Gottheiten in neueroberten Gebieten als auch deren Verehrung. Der stadtrömische Podiumstempel durchlief mehrere Bauphasen, für die eine Monumentalisierung und der Wechsel der Baumaterialien von Holz, Tuff und Kalkstein hin zu Ziegeln und Marmor im Laufe der Kaiserzeit charakteristisch sind.
Der Podiumstempel bot sich als direkte Vorlage für Sakralbauten in den Städten der Provinzen – wie hier für die sogenannte Maison Carrée in Nemausus (Nîmes) in der Gallia Narbonensis – geradezu an.
Platzanlagen bildeten ein wesentliches Element der römischen Stadt. Als paradigmatisch hierfür kann das Forum Romanum gelten, das – gepflastert und in einer trockengelegten Talsenke gelegen – in republikanischer Zeit verschiedenste Funktionen innehatte: Hier fanden Versammlungen statt; auch stand hier die Basilika, in der ein Teil des politisches Leben stattfand, aber auch gehandelt wurde; weiterhin standen hier zahlreiche Altäre und historische Monumente, da der Platz seit seiner Frühzeit auch ein sakraler Erinnerungsort war; es wurden Reden gehalten, Schauspiele gezeigt und Opfer zelebriert, die die Bevölkerung von provisorischen Tribünen oder Tempelstufen aus verfolgen konnte. Caesar und Augustus, Vespasian, Nerva, Trajan – sie alle legten weitere Platzanlagen in unmittelbarer Nähe an, welche dann zuvörderst eine Funktion erfüllten: Die sogenannten Kaiserfora waren allseitig von Mauern umschlossen, öffneten sich aber nach innen mittels durchgehender Säulenhallen zu einem weiten Innenhof, welchen ein Tempel dominierte. Dieses Areal ließ sich auf eindrucksvolle Weise zur Selbstdarstellung nutzen. Die Kultstätte auf dem Augustus-Forum z.B. war von Oktavian nach der Schlacht bei Philippi gegen die Mörder Caesars gelobt worden und Mars Ultor geweiht. Auf Mars nämlich führte sich die iulisch-claudische Dynastie zurück. Statuen von Aeneas und Romulus, aber auch von bedeutenden Repräsentanten der res publica schmückten die Platzanlage, in deren Mitte eine vom Senat anlässlich der Einweihung im Jahre 2 v. Chr. gestiftete Quadriga Augustus als pater patriae feierte. Im Marstempel beschloss der Senat künftig über Krieg, Frieden und Triumphe; hier wurden Statthalter in ihre Provinzen verabschiedet und auswärtige Gesandtschaften empfangen. Das neue Forum war – in den Worten von Paul Zanker – ein „Repräsentationsplatz für die ‚Außenpolitik‘, für alles, was mit virtus und Waffenruhm zusammenhing“.
Die Platzanlangen insbesondere der Provinzhauptstädte verfügten ebenfalls über eine Basilika, markante Tempelbauten oder Räumlichkeiten für Gewerbetreibende. Die sozialen Eliten nutzten sie, um sich durch die Stiftung von Statuen und Inschriften wirkungsvoll selbst in Szene zu setzen. Die hispanische Provinzhauptstadt Tarraco (Tarragona) verfügte neben ihrem städtischen Forum zusätzlich über ein „provinziales“, dessen Größe und Ausstattung an stadtrömische Kaiserfora erinnerte.
Mit der curia, dem Sitzungssaal des Stadtrates, ist das wohl wichtigste Gebäude als Sitz einer politischen Institution in der römischen Stadt genannt. Ein solches Bauwerk dürfte in Rom bereits im 6. Jh. v. Chr., also in der städtischen Frühzeit, am Nordrand des Forum Romanum existiert haben. Es stand direkt beim architektonisch vermutlich kaum ausgestalteten Volksversammlungsplatz – dem comitium – und musste rund 300 Senatoren Platz bieten. Da weder das Kuriengebäude aus der Frühzeit noch der mit Sicherheit größere, unter Sulla in der späten Republik errichtete Nachfolgebau (mit einer Sitzplatzanzahl von 600) erhalten geblieben sind, lassen sich über ihr Aussehen nur Vermutungen anstellen. Rekonstruktionen ihres Zustands zu Beginn der Kaiserzeit orientieren sich an jenem Bau, der in der Spätantike erneuert wurde und sich durch christliche Weiternutzung bis heute erhalten hat: Dabei mutet die sogenannte curia Iulia durch ihre Höhe und ihre Giebel wie ein Tempel ohne Säulenfront an. Grundsätzlich war der römische Senat allerdings nicht an einen bestimmten Tagungsort gebunden. Je nach Anlass oder Größe der Versammlung konnten auch Tempel oder Basiliken für die Zusammenkünfte genutzt werden, wobei lediglich sichergestellt werden musste, dass dem Status der Amtsträger angemessene Sitzgelegenheiten vorhanden waren oder positioniert werden konnten.
Diese sicherlich auch von den Stadträten in den Provinzen, den Dekurionen, geübte Praxis erschwert es aus archäologischer Sicht, spezifische Kuriengebäude – so wie das hier abgebildete im hispanischen Carthago Nova (Cartagena) aus dem 1. Jh. – ausfindig zu machen.
„Brot und Zirkusspiele“ – panem et circenses – seien das einzige, was das Volk von Rom noch interessiere; so klagt der Dichter Juvenal (Satiren 10,81) zur Zeit des Tiberius. Rom verfügte über insgesamt drei Typen von Spielstätten und in Anlehnung an die urbs galt dies auch für jede andere Stadt im Imperium, die sich diesen Luxus leisten konnte: Theater, Amphitheater und Circus. Hier bildete die Sitzordnung die gesellschaftlichen Hierarchien ab: So saßen in den untersten Rängen die Senatoren, über ihnen die Ritter und auf den oberen Plätzen Rechtlose und Frauen. Mindestens in der hohen Kaiserzeit fanden zeitweise an der Hälfte aller Tage eines Jahres Spiele statt. Dass diese Tatsache aber nicht zwangsläufig eine Entpolitisierung der pleps urbana bedeuten musste, hat Egon Flaig zeigen können: Nie wieder verbrachten Herrscher und Beherrschte nämlich so viel Zeit miteinander. Letztere hätten dabei diesen direkten Kontakt genutzt, um ihre Rechte einzufordern.
Beim Theater, für das sein steinernes Halbrund (cavea) charakteristisch ist, in dem ludi scaenici, also Bühnenstücke gegeben wurden, handelt es sich um den am weitesten verbreiteten Bautyp. Durch die gegenüber dem griechischen Vorgängermodell fortgeschrittene Bautechnik, konnte man es in Rom – ohne auf eine innerstädtische Hanglage angewiesen zu sein – zu ebener Erde und mit hochaufragendem Bühnengebäude (scaenae frons) errichten. Um die Zeitenwende existierten auf dem Marsfeld gleich mehrere Theater. Noch vor der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. hatte man das Pompeius-Theater fertiggestellt, das als das älteste Theater Roms gilt. Erhalten hat sich allerdings nur das 13 v. Chr. eingeweihte Marcellus-Theater – Dank seiner Nutzung als Wohnraum in den postantiken Epochen! Dieses Theater konnte bis zu 15.000 Besucher fassen, wohingegen im Theater von Pollentia, einer römischen Neugründung aus der Zeit der Republik auf der größeren der beiden Balearen, mithin auf Mallorca (Alcudia), nur etwa 2000 Personen Platz.
Das Amphitheater geht gewissermaßen aus der Kombination zweier Theater zu einem geschlossenen Oval hervor, auch lautet die Bedeutung des Wortes etwa „doppeltes Theater“. Hier fanden Gladiatorenkämpfe (munera) und Tierhetzen (venationes) statt. Während man sich zunächst mit kleinen, gemauerten Strukturen begnügte, um die zwischen Erdwällen eingetiefte Arena architektonisch einzufassen – anschaulich darstellbar anhand der Bauten in Alba Fucens oder Pompeji – perfektionierten die Flavier die im Theaterbau bewährte Bogenbautechnik und errichteten mit dem Amphitheatrum Flavium in dem Tal zwischen Palatin, Esquilin und Caelius einen Bau der Superlative: Auf 187 x 155 m Fläche und in bis zu 50 m Höhe verbauten sie u.a. 100.000 m² Travertin-Gestein. Das viergeschossige Rund war so intelligent konstruiert, dass die bis zu 70.000 Besucher binnen einer Viertelstunde die Ränge betreten oder verlassen konnten. Titus weihte es 80 n. Chr. mit Gladiatorenkämpfen und Seeschlachten ein, 9000 Tiere seien über einen Zeitraum von 100 Tagen getötet worden (Cassius Dio 66,25). Das Amphitheater der hispanischen Provinzhauptstadt Tarraco entstand etwas später, zwischen 100 und 130 n. Chr. und fasste lediglich etwa 14.000 Zuschauer.
Im Circus Maximus, dem größten Circus überhaupt, dessen Anlage im Tal zwischen Palatin und Aventin wohl auf die Königszeit zurückgeht, fanden die Wagenrennen (circenses) statt – auf bis zu 650 m langen Rennbahnen, die von langgestreckten Tribünen gesäumt waren. Die Bahn führte um den so genannten euripus bzw. die spina herum, die u.a. mit Heiligtümern, Obelisken, aber auch mit Eiern und Delphinen geschmückt war, welche die sieben Rennrunden anzeigten. An beiden Enden der Bahn befanden sich je drei als Wendemarken dienende Kegel (metae). Die Sitzreihen der Zuschauer wiederum entsprachen denen in Theatern und Amphitheatern. Auch nach der Monumentalisierung der gesamten Anlage unter Augustus bestanden die Sitze noch zu zwei Dritteln aus Holz. Ein Podium und ein Wassergraben schützten die Zuschauer vor wilden Tieren, denn der Circus wurde auch für Gladiatorenkämpfe (munera) und Tierhetzen genutzt. In Augusta Emerita (Mérida) erstreckte sich der Circus aus der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts in rund 400 m Entfernung von den Stadtmauern über eine Länge von 417 m und eine Breite von 112 m.
An Thermen gab es in römischen Städten eine erstaunliche Vielfalt, was Anordnung und Dimensionen angeht: Das Spektrum reicht von Privatbädern in Villen und kleinen, nur wenige Räume umfassenden Bädern (balnea) bis hin zu gigantischen, über 100.000 m² großen spätkaiserzeitlichen Komplexen wie den Caracalla-Thermen in Rom. Allen gemein war die Beheizungstechnik durch warme Luft: Stetig unter Feuer gehaltene Öfen sorgten für die Erwärmung von Zwischenräumen unter dem Fußboden oder seltener auch der ausgehöhlten Wände der Therme. Eine solche Hypokaustenheizung, mit ihren charakteristischen, den aufgehöhten Fußboden stützenden Pfeilern kann also als typisches Element einer römischen Thermenanlage gelten. Ebenso bezeichnend war das Nebeneinander unterschiedlich stark beheizter Räumlichkeiten samt zugehöriger Wasserbecken. Nach dem unbeheizten frigidarium stieg die Temperatur in tepidarium und caldarium stetig an, ehe im laconicum oder sudatorium die klimatischen Bedingungen eines Schwitzbades erreicht waren. Die Grundrisse legen mithin eine idealtypische Abfolge des Badebesuchs von heiß zu kalt nahe. Zusätzlich gehörten ein Sportplatz (palaestra) sowie ein Auskleidezimmer (apodyterium) zum Standard einer Therme. Welchen großen Stellenwert der Besuch einer Therme im römischen Alltag einnahm, zeigen vor allem die stadtrömischen Kaiserthermen, die mit verschiedenen Marmorsorten und zahlreichen Statuen geradezu luxuriös ausgestattet waren, aber allen sozialen Gruppierungen freien Eintritt boten – auch in den Park und die Bibliothek der Anlage.
Auch in den Provinzen erfuhren die Thermen hohe Wertschätzung, wenn sie auch geringere Ausmaße erreichten. Im Falle der Barbarathermen in Augusta Treverorum (Trier) allerdings handelt es sich um die Anlage mit der größten Grundfläche, die nördlich der Alpen errichtet wurde.
Zeitweise soll Rom bis zu einer Million Einwohner beherbergt haben. Die Menschen lebten in insulae oder in domus, sogenannten Atrium- oder Peristylhäusern, die Elite wiederum in reichhaltig ausgestatteten Villen und kaiserlichen Palastbauten auf dem Palatin: Diese Vielzahl an Haustypen war in der Hauptstadt des Imperiums vertreten, welche in der Spätantike allein bis zu 50.000 domus gezählt haben soll. Ein Großteil der Bevölkerung jedenfalls dürfte in mehrgeschossigen Mietshäusern wie der Insula dell’Ara Coeli (2. Jh. n. Chr.) gelebt haben, deren Erdgeschosse sich zur Straßenseite hin öffneten. In diesen Räumlichkeiten – tabernae – boten Geschäfte, Bäckereien und Handwerksbetriebe ihre Waren oder Dienstleistungen an. Klagen über die beengten Wohnverhältnisse insbesondere in den Obergeschossen und die Gefährdung durch Einsturz und Brand sind zuhauf überliefert: Iuvenal wünschte sich ein Leben dort, „wo es keine Feuersbrünste gibt, keine nächtliche Furcht“ (3,190-222).
Jenseits der urbs, in den Landstädten auf der Appenin-Halbinsel oder selbst in den Provinzhauptstädten herrschten dagegen häufiger die von einer Familie bewohnten Häuser im Stadtbild vor, Atriumhäuser, wie hier im Falle von Carthago Nova (Cartagena) an der hispanischen Mittelmeerküste. Sie verfügten über einen Lichthof, der als Empfangsraum diente und in dem sich ein Sammelbecken für Regenwasser (impluvium) befand. Im hinteren Bereich schloss sich häufig noch ein Peristyl an, eine von Säulen umgebene Gartenanlage. Generell lagen die Schlafgemächer (cubicula) häufig rückwärtig, allerdings ist es nicht so einfach, den einzelnen Räumlichkeiten spezifische Funktionen zuzuordnen – je nach Anlass oder Tageszeit konnte die Nutzung variieren. Aufgrund dieser Multifunktionalität und der durch die Siedlungskontinuität schwierige Befundlage in den Städten selbst sind die Wohnverhältnisse der Menschen nur zum Teil rekonstruierbar.
Das römische Städtewesen verfügte über eine ausgeklügelte Infrastruktur. Ein bis heute beeindruckendes Beispiel ist die Wasserver- und entsorgung: vor allem die großen steinernen Bogenbrücken, mit denen Frischwasser auch über große Niveauunterschiede in stetigem Gefälle in die Innenstädte geführt wurde, stehen symbolhaft für das römische Ingenieurwesen. Rom war bereits seit dem späten 4. Jh. v. Chr. durch die Aqua Appia mit einer über 16 km entfernt liegenden Quelle verbunden. Im Jahre 272 v. Chr. begann man mit dem Bau der zweiten Wasserleitung, der Anio Vetus; sie wurde aus dem Wasser des Anio bei Vicovaro gespeist und führte das Wasser über 64 km nach Rom. Bis in die späte Kaiserzeit sollten neun weitere – bis zu 91 km lange – Aquädukte folgen, die zuvörderst die großen Thermen der Hauptstadt versorgten. Über den Großteil ihrer Streckenführung verliefen diese Leitungen allerdings bodennah als einfache Kanäle oder Tunnel. Lediglich beim Queren von Flusstälern oder im direkten Umfeld der Städte griff man auf eine bauliche Ausschmückung in Form von monumentalen Arkaden zurück, die so das Prestige des Stifters verdeutlichten.
Wenn beispielsweise Kaiser wie Domitian oder Trajan als Geldgeber fungierten, konnten auch zweitrangige Provinzstädte wie das hispanische Segovia in den Genuss einer solchen Bogenbrücke kommen. Üblicherweise wurden Wasserleitungen in den Provinzen aber eher unter funktionalen Gesichtspunkten erbaut, wie die Eifelwasserleitung zeigt, mit der man wohl 30 n. Chr. begann und die die Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) versorgte.
Für die Abwasserentsorgung in das nächste Gewässer sorgten gemeinhin in Verbindung mit dem Straßennetz angelegte Kanalsysteme. In Rom hatte schon sehr früh ein großzügig angelegter Kanal zum Tiber – die cloaca maxima – das zwischen den Siedlungshügeln gelegene Tal trockengelegt und damit erst die Anlage des Forum Romanum ermöglicht.
Bildnachweise:
Basilika: Basilica Ulpia, Fotograf: Ade Russell, unter: Flickr; Basilika der Severer, unter: Wikimedia
Bogen: Titusbogen in Rom, unter: Pixabay; Trajanbogen in Thamugadi, unter: Wikimedia
Christentum: Santi Cosma e Damiano in Rom, unter: Wikimedia; Cuicul, unter: Wikimedia
Grabstätte: Cestius Pyramide in Rom, unter: Wikimedia; Igeler Säule in Trier, unter: Wikimedia
Infrastruktur: Anio Vetus auf dem Esquilin in Rom, unter: Wikimedia; Colonia Claudia Ara Agrippinensium in Köln, unter: Wikimedia
Kultstätte: Antonius und Faustina in Rom, unter: Pixabay; Tempel in Nemausus, unter: Wikimedia
Platzanlage: Augustus Forum in Rom, Fotograf: James Stringer, unter: Flickr; Stätisches Forum in Tarraco, Fotograf: Calafellvalo, unter: Flickr
Politische Institution: Curia Iulia in Rom, unter: Wikimedia; Curia in Carthago Nova, unter: Regmurica
Spielstätten: Kolosseum in Rom, unter: Pixabay; Amphitheater in Tarraco, Fotografin: Sabine Panzram; Kaisertherme in Trier, Fotografin: Spiterman, unter: Flickr; Marcellus Theater in Rom, unter: Wikimedia; Theater in Pollentia (Alcudia / Mallorca), Fotografin: Sabine Panzram; Circus Maximus in Rom, Fotograf: Hendrik, unter: Flickr; Circus in Augusta Emerita (Mérida), Fotografin: Sabine Panzram
Thermen: Caracalla Therme in Rom, unter: Pixabay; Barbaratherme in Trier, Fotografin: Gislinde Fischer
Wohnkomplex: Insula Romana in Rom, unter: Wikimedia; Domus in Carthago Nova, unter: Regmurica