Von der latinischen Kleinstadt zur Metropole Italiens
Nach dem Sturz des letzten römischen Königs, Tarquinius Superbus, wurde Rom Jahrhunderte lang als Republik regiert. Zugleich sollte diese Zeit der Stadt einen gewaltigen Zuwachs ihres Herrschaftsgebiets bringen – zunächst in Italien, danach erst im westlichen und dann im östlichen Mittelmeerraum. Das Forum Romanum, wo die Bürger Roms und ihre gewählten Magistrate ihre politischen Entscheidungen trafen, wurde so zum Zentrum der Apenninenhalbinsel und der gesamten Mittelmeerwelt.
Wie schon in der Königszeit blieb das Forum wegen seiner zentralen Lage der geeignete Ort für die zentralen Institutionen der neuen Staatsform. Anders als unter der Herrschaft eines einzelnen wurde die Verwaltung des Gemeinwesens durch die Beteiligung seiner Bürger nun zu einer öffentlichen Angelegenheit, einer Res Publica. Dominiert wurde die Republik von zwei Versammlungen der Volksversammlung aller freien Bürger Roms und dem Senat, dem Rat der Stadt, der aus den ehemaligen gewählten Beamten bestand.
Im heutigen Stadtplan ist die Nähe der Curia Iulia, des Senatsgebäudes aus spätrepublikanischer Zeit, zum Lapis Niger gut zu erkennen. Auf dem Forum schlug sich die neue Regierungsform also auch baulich nieder, indem dort feste Versammlungsplätze für Senat und Volksversammlung eingerichtet wurden.
Den geschichtsträchtigen Ort, der so eng mit dem Gründungsmythos und der Gründung der Stadt verbunden war, besetzte nun auch das neue System, indem sich seine tragenden Institutionen an dieser Stelle in Stein manifestierten.
Das politische Zentrum Roms in der Entwicklung von der archaischen bis in die republikanische Zeit. Eingezeichnet sind die zentralen Einrichtungen: 1. die Curia, das Versammlungslokal des Senates; 2. das comitium, der Ort, an dem die Volksversammlung tagte und wählte; 3. die rostra, die Rednertribüne, von der aus sich die römischen Magistrate sich an die Bürger der Stadt wandten.
Denar des P. Licinius Nerva mit dem Bild der Göttin Roma und der Aufschrift ROMA auf der Vorderseite. Die Rückseite zeigt den Vorgang der Urnenwahl, bei der die Bürger Roms zunächst ein Tontäfelchen für die Wahl von einem dafür zuständigen Beamten (rogator) ausgehändigt bekommen. Nachdem sie die Initialen des zu wählenden Kandidaten auf der Tafel vermerkt haben, wird diese in einer Urne deponiert. Die Aufschrift P NERVA bezeichnet den für die Prägung verantwortlichen Magistrat.
In der frühen Republik (6.-5. Jh. v. Chr.) war die Rednertribüne (Rostra) auf dem Forum Romanum ein schlichter Bau. Ihr gegenüber lag mit der Kurie der Versammlungsort des Senates. Dazwischen lag das Comitium. Die politische Kommunikation und Entscheidungsfindung war hier in einem baulichen Ensemble auf engstem Raum vereint.
Die Rednertribüne diente der Kommunikation zwischen den gewählten Beamten und der römischen Bürgerschaft. Die Politiker argumentierten von hier aus für oder gegen Beschlüsse, über die die Volksversammlung abzustimmen hatte. Die Überreste des republikanischen Baus wurden in der Kaiserzeit durch ein neues Comitium überbaut, sind heute jedoch ergraben.
Die wichtige Funktion der Rednertribüne machte sie zu einem idealen Platz der politischen Repräsentation. Besonders auffällig waren die Schnäbel von Schiffen der aufständischen Stadt Antium, die der Konsul C. Maenius 338 v. Chr. erbeutet hatte. Sie verhalfen der Rednertribüne zu ihrem Namen: Rostra (Plural von rostrum = der Schiffsschnabel). Auf diese Weise spiegelte sich im politischen Zentrum Roms auch der wachsende römische Einfluss in Italien.
Einen Eindruck vom Erscheinungsbild der Rostra in spätrepublikanischer Zeit vermittelt uns die Münzprägung. Auf der Tribüne steht ein subsellium, die Bank, auf der die Volkstribunen Platz nahmen. Im unteren Bereich des Bauwerks sind deutlich die Schiffsschnäbel zu erkennen. Die Rostra stellte die ultimative Bühne für die Präsentation der rhetorischen Fertigkeiten dar, deren Schulung in der Ausbildung eines vornehmen Römers eine so zentrale Rolle spielte.
Nach einer Neugestaltung des Areals durch Caesar, bei der das Senatsgebäude einen neuen Standort erhielt, mussten auch der Versammlungsplatz für die Bürger und die Rostra neu ausgerichtet werden. Auch weiterhin wurde Letztere allerdings von den namensgebenden Schiffsschnäbeln geschmückt; die Löcher für die Anbringung der Trophäen sind heute noch an der Rednertribüne aus augusteischer Zeit zu erkennen. Auch in der Kaiserzeit blieb die Rostra im Herzen der Stadt damit ein Symbol für Roms Erfolg auf der Apenninenhalbinsel und über diese hinaus.
Die kaiserzeitliche Rostra befand sich nicht mehr der Kurie gegenüber und rahmte auch nicht mehr mit dieser das Comitium ein. Vielmehr lag sie am Fuße des Kapitols, dem Tempel für den vergöttlichten Caesar gegenüber, und dominierte so die Stirnseite des Forums. Das Aufbrechen der engen Verbindung mit Kurie und Comitium spiegelt zugleich aber auch die gewandelten gesellschaftlichen Verhältnisse. Im Zeichen der Monarchie erklangen von hier nun keine politischen Appelle mehr, sondern vor allem noch Festreden.
Einen Senat gab es als beratendes Gremium bereits in der Königszeit. Der früheste Bau einer Curia, den wir heute noch in Ansätzen fassen können, stammt daher bereits aus der späten Königszeit (6. Jh. n. Chr.) und wurde in der Antike dem König Tullus Hostilius zugeschrieben. Von dem Podium des Gebäudes aus konnten die Senatoren die Volksversammlung auf dem Comitium überblicken und leiten. Das Arrangement verweist also bereits auf die sozialen Verhältnisse einer aristokratischen Gesellschaft.
In der Zeit der Frühen und Mittleren Republik bot die Curia Hostilia den 300 Senatoren ausreichenden Platz. Sie scheint weitgehend unverändert fortbestanden zu haben; zumindest erfahren wir aus schriftlichen Quellen nichts über umfangreiche Restaurierungen oder Umbaumaßnahmen an dem Gebäude. Erst als sich in der späten Republik die Anzahl der Senatsmitglieder auf ca. 600 verdoppelte, ließ der Diktator L. Cornelius Sulla ein neues Tagungsgebäude schaffen, die nach ihm benannte Curia Cornelia.
Schon bald darauf begann auch Caesar mit dem Bau einer Curia, der von Augustus vollendet werden sollte. Im Gegensatz zur Curia Cornelia befand sich die Curia Iulia nicht mehr am Ort der ursprünglichen Kurie, sondern am Rund des Comitium um ein Stück im Uhrzeigersinn verschoben. So stellte sie eine Verbindung zwischen dem Forum Romanum und dem ebenfalls von Caesar neu geschaffenen Forum Iulium her.
Der Bau, der nach einem Brandschaden in der Spätantike unter dem Kaiser Diokletian restauriert wurde, gehört zu den besterhaltenen Monumenten Roms. Die Lage des spätantiken Baus gleicht dem des caesarischen. Seit dem 7. Jh. n. Chr. wurde er als Kirche genutzt und erfuhr aus diesem Grunde Pflege über die Jahrhunderte hinweg.
Für eine Rekonstruktion des Aussehens in spätrepublikanischer Zeit sind wir erneut auf vermittelnde Darstellung wie die Münzprägung angewiesen. Ein Denar des Augustus anlässlich der Fertigstellung des Bauwerks verrät uns zumindest, dass die Fassade einige Ähnlichkeit mit den noch heute erhaltenen Überresten aus der Zeit Diokletians gehabt haben muss.
Der Innenraum der Curia Iulia ist hier in seinem heutigen Zustand zu sehen. Teile der Ausstattung – so etwa die Porphyrstatuen und das Fußbodenmosaik sind aus der Zeit der letzten Renovierung unter Diokletian erhalten. Auf der linken Seite sind die Stufen zu erkennen, die sich ebenso auf der gegenüberliegenden Seite befinden. Auf ihnen befanden sich die Sitzgelegenheiten für die Senatoren bzw. später für die Kirchenbesucher.
Auf dem Grundriss ist der südliche Haupteingang, der sich zum comitium hin öffnete, gut zu erkennen; im Norden erlaubten zwei weitere Türen das Betreten oder Verlassen des Gebäudes in Richtung des Caesarforums (Forum Iulium). Zudem wird deutlich, wie die Senatoren, ihrem Rang entsprechend, auf der linken und rechten Seite des Gebäudes in mehreren Reihen platznahmen. Vom Kopfende der Sitzreihen aus leiteten die Konsuln als Oberbeamte die Senatssitzungen. Einen ähnlichen Aufbau findet man auch heute noch in einer Reihe von Parlamenten, etwa dem britischen Unterhaus.
Neben der Durchführung von gerichtlichen Verhandlungen sind die Römer auch für den großen Beitrag berühmt, den sie zu einer systematischen Kodifikation von Recht leisteten. Anstatt sich auf ein ungeschriebenes Gewohnheitsrecht zu verlassen, versuchten die Autoritäten, das Zusammenleben in der Stadt und später dem Reich auch dadurch zu regeln, dass durch die Verschriftlichung von Gesetzen und Verträgen eine objektive Grundlage für etwaige Prozesse geschaffen wurde. Je mehr Gesetze und Verträge gesammelt wurden, um so dringender benötigte man ein Archiv zu ihrer Aufbewahrung, das in Form des Tabulariums auf dem Forum Romanum entstand.
Am Hang des Kapitols gelegen, bildete das Tabularium als Staatsarchiv eine Art Bühnenbild des Forum Romanum. Der Name leitet sich von den Dokumenten ab, auf denen die Gesetzes- und Vertragstexte fixiert wurden: Bronzetafeln, lateinisch: tabulae.
An der Stirnseite des Forums sind heute nur noch die Fundamente des antiken Baus erhalten. Nach dem Ende der Antike diente er allerdings immer wieder als Substruktion für Neubauten, die die günstige Lage am Fuße des Kapitols auszunutzen suchten: so etwa die mittelalterliche Festung der Corsi, von der heute noch einer der Türme erhalten ist.
Auf dem noch erhaltenen Fundament des antiken Gebäudes aus Peperino-Tuff steht heute der im 16. Jh. von Michelangelo konstruierte Palazzo Senatorio. Mittlerweile beherbergt dieser das Rathaus Roms und setzt damit die administrative Funktion des Baus fort, während die in unmittelbarer Nähe gelegenen Kapitolinischen Museen die archivarische Tradition des Tabulariums aufgreifen.
Über den Bauherrn und den Zeitpunkt der Bauarbeiten sind wir durch inschriftliche Befunde informiert (CIL 1 (2. Aufl.), 2,1-3, 736-737). Es handelt sich um Q. Lutatius Catulus, der 78 v. Chr. Konsul und 65 v. Chr. Zensor war; in diese Zeitspanne wird der Bau heute datiert. Da auch der Diktator Sulla in dieser Zeit umfangreiche Umbauten auf dem Forum vornahm und Catulus als dessen Gefolgsmann bekannt ist, wird das Tabularium auch als Teil der sullanischen Maßnahmen zur Stadtentwicklung gedeutet.
Die römische Republik war allerdings nicht nur wegen des Modus der politischen Entscheidungsfindung eine „öffentliche Sache“. Das öffentliche Leben umfasste andere Bereiche als nur den der Politik. Bekannt sind die Römer bspw. auch für die große Aufmerksamkeit, die sie der Rechtspflege zuwandten. Die Kodifikation und Durchsetzung waren zwei Seiten derselben Medaille; Auftritte vor Gericht boten den Aristokraten die zweite große Bühne – neben der Rostra – für die Präsentation der eigenen rhetorischen Fähigkeiten. Erneut fand diese Entwicklung auch in architektonischen Formen Ausdruck, die das Erscheinungsbild Roms mitbestimmten.
Das Stück aus der Forma Urbis, einem antiken Marmorstadtplan Roms, zeigt die Basilica Aemilia. Die großen Basiliken waren der Ort, an dem die juristischen Streitigkeiten ausgetragen wurden. Sie gehörten zu den monumentalen Bauwerken des antiken Rom. Die Basilica Aemilia auf dem Forum Romanum entstand als eines der ersten Gebäude dieses Typus im 2. Jh. v. Chr. unter den Konsuln M. Aemilius Lepidus und M. Fulvius Nobilior. Sie trug zunächst den Namen Basilica Fulvia. Livius erklärt uns warum.
Liv. 40,51,4 (Übers. Hans Jürgen Hillen): „M. Fulvius ließ mehr Arbeiten und solche von größerem Nutzen durchführen (sc. als sein Kollege): einen Hafen und Pfeiler einer Brücke im Tiber, auf die nach einer Reihe von Jahren die Zensoren P. Scipio Africanus und L. Mummius die Bögen setzen ließen; eine Basilika hinter den neuen Wechselstuben und das Forum Piscatorium mit Läden ringsum, die er an Privatleute verkaufte; [...]“
Die Basilika, deren Grundriss vor allem durch die erhaltenen Säulenbasen erschlossen werden kann, liegt in unmittelbarer Nähe zur Curia; die Mauerreste links gehören zu den Geldwechselstuben, die dem Bau vorgelagert waren. Wichtige Teile des öffentlichen Lebens – Politik, Recht, Ökonomie – treten uns in dem Ensemble baulich verdichtet vor Augen.
Aus der Luft lassen sich einige Mauerreste der angesprochenen Wechselstuben, die der Südseite der Basilica vorgelagert waren, gut erkennen. Die heute noch auf dem Forum sichtbaren Überreste stammen allerdings bereits aus der Zeit Caesars, als das Gebäude unter dem Namen Basilica Aemilia bekannt war. Es waren nämlich die Mitglieder der Familie der Aemilier, die sich im Laufe der Zeit besonders um Pflege und Instandsetzung der Basilica verdient gemacht hatten. Vor allem gilt dies für M. Aemilius Lepidus Paullus, der seit den 50er Jahren des 1. Jh. v. Chr. an der Stelle der alten Basilika einen Neubau initiierte.
Plut. Caes. 29,3 (Übers. Konrat Ziegler): „Er befreite den Volkstribun Curio von seiner drückenden Schuldenlast und schenkte dem Konsul Paulus fünfzehnhundert Talente, aus denen jener auf dem Forum an Stelle der alten fulvischen eine prachtvolle, vielgerühmte Basilika erbaute.“
Finanziell unterstützt wurde Aemilius Paullus bei dem Neubauprojekt von Caesar selbst, wie uns der griechische Biograph Plutarch wissen lässt. Der neue Prachtbau wurde nach seinem Erbauer benannt und trug fortan an den Namen Basilica Paulli.
Auf einem Teil des heutigen Areals haben sich allerdings auch Mauerreste und Säulenbasen erhalten, die aus einer Zeit vor der Renovierung des Baukomplexes durch Paullus stammen. Das Nebeneinander von Alt und Neu und die Nutzung der Vergangenheit als Fundament und Bausubstanz für den Städtebau prägt die Stadt Rom also nicht erst in der Moderne. Solche Funde rufen uns auch ins Gedächtnis, dass das antike Stadtbild Roms nicht allein durch fertige Gebäude, sondern auch durch Großbaustellen geprägt wurde. Einen solchen Eindruck vermittelt uns auch Cicero.
Cic. Att. 4,17,8 (Übers. Helmut Kasten): „Paulus hat seine Basilika in der Mitte des Forums schon beinahe unter Dach, unter Benutzung der alten Säulen.“
Vom Aussehen der Front zeugt die Münzprägung. Die Errichtung großer öffentlicher Bauten war unerlässlich für die wachsenden administrativen Aufgaben, die Rom im Zuge seines Aufstieges übernahm. Die Basiliken machten das römische Rechtswesen zudem unabhängig von den Witterungsbedingungen. Die Finanzierung und Durchführung entsprechender Projekte oblag dem wohltätigen Engagement einzelner Gemeindemitglieder, das diese wiederum in politisches Kapital zu verwandeln suchten. Für die Propagierung der eigenen Leistungen war die Münzprägung ein geeignetes Medium.
Das komplexe gesellschaftliche Leben in der Stadt, in die zunehmend auch Bewohner der unterworfenen Gebiete strömten, bot ein großes Konfliktpotential, das einen zunehmenden Regelungsbedarf bedingte. Ein einzelnes Gerichtsgebäude reichte daher nicht aus. Gegenüber der Basilica Aemilia, an der Südseite des Forum Romanum, erhob sich daher eine weitere große Basilica, die in der späten Republik als Basilica Iulia bekannt war und als solche auch auf der Forma Urbis, Roms Marmorstadtplan, verzeichnet war. Gemeinsam begrenzten sie das Forum an seiner Nord- und Südflanke wie auch der kaiserzeitliche Dichter Statius festhielt.
Stat. Silv. 1,1,29-30 (Übers. H. Wissmüller): „Längsseits der Flanken (des Pferdes) sieht man auf der linken Seite das julische Haus (der Tempel für den für den Divus Caesar), auf der anderen Seite das hohe Gebäude des kriegerischen Paulus (...)“
Von der Pracht des Gebäudes zeugen die heutigen Überreste nur noch bedingt. Die Säulenbasen lassen eine kunstvolle Verzierung der Außenfassade erahnen, die dem Bau bzw. seiner Funktion eine angemessene Würde verleihen sollte. Doch um das mehrgeschossige Gebäude vor dem inneren Auge wiedererstehen zu lassen, bedarf es einiger Phantasie. Vielleicht wird sie durch das Lob Ciceros beflügelt.
Cic. Att. 4,17,8 (Übers. Helmut Kasten): „Paulus hat seine Basilika in der Mitte des Forums schon beinahe unter Dach, unter Benutzung der alten Säulen. Die andere [sc. die Basilica Iulia], die er [sc. Caesar] verdungen hat, wird ganz prächtig; wirklich es gibt nichts Hübscheres als dieses Bauwerk, nichts Rühmlicheres.“
Aus der Luft sind die Ausmaße des Baus gut zu erkennen. Für die Gerichtsverfahren bedurfte es eines angemessenen Verhandlungsortes, an dem Anklage und Verteidigung ihre Plädoyers vor den oft zahlreichen Richtern halten konnten. Bei letzteren handelte es sich neben Senatoren und Magistraten auch um Angehörige des Ritterstandes. Zudem waren die Verfahren öffentlich und im Falle prominenter Prozessgegner oder Aufsehen erregender Streitwerte gut besucht. Der jüngere Plinius berichtet uns von einem solchen Verfahren in einem seiner Briefe.
Plin. epist. 6,33,3-4 (Übers. Helmut Kasten): „Den Gerichtshof bildeten 180 Richter – so viele werden ausgelost, wenn alle vier Kammern tagen – rings um das weite Tribunal eine Unmenge Anwälte beider Parteien und voll besetzte Sitzbänke, außerdem in endlosen Reihen ein dichter Kranz stehender Interessenten. Auch die Tribünen waren gedrängt voll, und sogar aus dem Obergeschoß der Basilika lehnten sich hier Frauen, dort Männer, um zu hören, was nicht ganz leicht war, oder, was bequem möglich war, zu sehen. Riesige Spannung bei Vätern und Töchtern und besonders bei Stiefmüttern.“
Auch im Falle der Basilica Iulia kam es zu verschiedenen Bauphasen, Renovierungsarbeiten und Umbauten. Unter dem Areal der heutigen Überreste haben sich auch Elemente eines Vorgängerbaus erhalten. An der Stelle der späteren Basilica Iulia hatte bereits seit 169 v. Chr. die nach ihrem Erbauer, dem Zensor Ti. Sempronius Gracchus, benannte Basilica Sempronia gestanden.
Die Basiliken zeugen auch davon, wie sich die Römer mit den alltäglichen Problemen der Bürokratie arrangierten. Mit mit Würfel- oder Brettspielen, für die sie Spielfelder bspw. in die Treppenstufen ritzten, vertrieben sie sich die Wartezeit bis zum Beginn einer Verhandlung oder Verkündung eines Urteils. Bei aller Repräsentativität, die die römischen Baukomplexe oft entfalteten, zeigt sich doch auch immer wieder ihre funktionale Dimension, die mit der gesellschaftlichen Ausdifferenzierung und militärischen Expansion in Verbindung stand.
Von der Wohnbebauung des antiken Rom hat sich kaum etwas erhalten; immerhin ließ sich aber die Verteilung der Wohnhäuser reicher Aristokraten (domus) und Mietskasernen für die einfache Bevölkerung (insulae) über die Stadt ermitteln. Die Verteilung zeigt, dass die Oberschicht auch oben wohnte, nämlich auf den Kuppen der Hügel, während sich die mehrgeschossigen Häuserblöcke vor allem in den Talsenken befanden. Die aristokratische Hierarchie der Gesellschaft, kam so auch in den unterschiedlichen Wohnbauten zum Ausdruck.
Nicht nur die Lage eines Domizils, auch Größe, Aufbau und Ausstattung einzelner Häuser verraten etwas über die soziale Schichtung einer Gesellschaft. Dass aus Rom selbst kaum Wohnbauten erhalten sind, lässt sich bis zu einem gewissen Grade dadurch kompensieren, dass sich die Römer dieser repräsentativen Funktion ihrer Behausungen durchaus bewusst waren und diese thematisierten. Der Architekt Vitruv widmet entsprechenden Ausführungen, die uns über die Häuser der vornehmen Römer informieren, einige Zeilen.
Vitr. 6,5,2-3 (Übers. Curt Fensterbusch): „Daher bedürfen Leute, die nur durchschnittliches Vermögen besitzen, weder prächtige Vorhallen, noch Empfangssäle – Tablinien und Atrien –, weil jene anderen durch ihren Besuch ihre Aufwartung machen, aber nicht von anderen besucht werden. Die aber, die sich ländlichen Erzeugnissen widmen, in deren Vorhallen müssen Ställe, Werkstätten sein, im Hauptgebäude selbst Gewölbe, Getreidespeicher, Vorratsräume und andere Räumlichkeiten angelegt werden, die mehr auf die Aufbewahrung von ländlichen Erzeugnissen als auf geschmackvolles Aussehen ausgerichtet sein können. Ferner muß man für Geldverleiher und Steuerpächter den Verhältnissen angemessene, ansehnliche und gegen Diebstahl gesicherte Räumlichkeiten bauen, für Rechtsanwälte und Redner elegantere und geräumigere, damit in ihnen Zusammenkünfte stattfinden können. Für die Vornehmen aber, die Ehrenstellen und Staatsämter bekleiden und den Bürgern gegenüber Verpflichtungen einzulösen haben, müssen herrschaftliche, hohe Vorhallen, sehr weiträumige Atrien und Peristyle gebaut werden, Gartenanlagen und weitläufige Spazierwege, die der Würde (der Besitzer) angemessen angelegt sind; außerdem Bibliotheken, Räume für Bildergalerien und Versammlungsräume, die in ähnlicher Weise prunkvoll ausgestattet sind wie die staatlichen Gebäude, weil in den Häusern dieser Männer öfter politische Beratungen abgehalten werden und Urteile und Entscheidungen in privaten Angelegenheiten gefällt werden. Wenn also in diesem Hinblick auf die Personen der einzelnen Stände, wie das im ersten Buch über die Angemessenheit geschrieben ist, die Gebäude so angelegt sein werden, dann dürfte daran nichts zu beanstanden sein; denn dann werden die Gebäude in jeder Hinsicht zweckmäßige und fehlerfreie Anlagen haben.“
Auch über die Quartiere der einfachen Bewohner Roms lässt sich der Architekt aus. Es handelt sich um mehrgeschossige Mietskasernen, die einen ganzen Block in dem orthogonalen Wegenetz einnehmen konnten und so für die stetig wachsende Anwohnerschaft Raum boten. Das Bevölkerungswachstum war dabei vor allem eine Folge der wachsenden Anziehungskraft, die die Stadt als aufstrebende Hegemonialmacht ausstrahlte. Roms Erscheinungsbild veränderte sich also nicht zufälligerweise, sondern infolge einer politischen Umstrukturierung und großer militärischer Erfolge.
Vitr. 2,8,17 (Übers. Curt Fensterbusch): „Die Stadtgesetze erlauben nicht, daß bei gemeinschaftlichen Mauern größere Mauerstärken als 1,5 Fuß gebaut werden. Die übrigen Wände aber werden, damit die Räume nicht zu eng werden, mit derselben Stärke gebaut. Ziegelmauern können aber wohl bei einer Stärke von zwei oder drei Ziegellängen, nicht aber bei einer Stärke von nur 1,5 Fuß mehr als ein Stockwerk tragen. Bei der großen Bedeutung der Stadt aber und der unendlich großen Zahl von Bürgern muß man unzählige Wohnungen schaffen. Da nur Eingeschoßbauten eine so große Menge zum Wohnen in der Stadt nicht aufnehmen können, zwangen die Umstände selbst dazu, daß man sich damit half, die Gebäude in die Höhe zu bauen. So wurden mit Hilfe von Steinpfeilern, Mauern aus angebrannten Ziegeln und Bruchsteinmauern, häufigen Balkenanlagen mit Bretterböden Geschoßhöhen aufgetürmt, zum größten Nutzen erreichen sie Aussicht (auf die Stadt). Da also das Fassungsvermögen der Stadtmauern durch die verschiedenen Geschosse nach der Höhe zu vervielfältigt ist, hat das römische Volk ohne Schwierigkeit ausgezeichnete Wohnungen.“
Das alle diese Mietswohnungen von einer solchen Qualität waren, wie sie Vitruv beschreibt, dürfen wir allerdings bezweifeln, wenn wir von den Erfahrungen hören, die Cicero als Vermieter machte. Brand- und Einsturzgefahr waren für die Bewohner der insulae stets Hausgenossen.
Cic. Att 14,9,1 (Übers. Helmut Kasten): „Und dann willst Du wissen, weshalb ich den Chrysipp habe kommen lassen? Mir sind zwei Läden/Werkstätten eingestürzt, und die übrigen ziehen Risse. Daraufhin haben nicht nur die Mieter, sondern sogar schon die Nager das Weite gesucht. Alle Welt nennt das ein Unglück, ich kaum eine Unbegreiflichkeit. O Socrates und ihr, die ihr ihm folgt! Wann werde ich je in der Lage sein, euch zu vergelten, was ich euch zu danken habe! Mein Gott, wie gleichgültig sind mir diese Nebensächlichkeiten! Immerhin mache ich es mir auf Vestorius‘ Rat und Anweisung beim Neubau zum Grundsatz, daß bei dem Schaden schließlich noch etwas herausspringt.“
Die Velia, eine dem Palatin vorgelagerte Erhebung des Terrains zwischen Forum Romanum und Kolosseum, war der Schauplatz einer Auseinandersetzung, bei der die Wahl eines erhöhten Wohnsitzes zugleich als eine Erhöhung des eigenen sozialen Status bewertet wurde. Livius berichtet vom Zorn der Bevölkerung auf P. Valerius Poplicola, dem kurz nach der Gründung der Republik man aufgrund der Wahl der Velia als Bauplatz seines neuen Hauses das Streben nach der Königsherrschaft unterstellte. Langfristig zog es aber auch die anderen Aristokraten auf die Hügel und schließlich sollte Jahrhunderte später der römische Kaiser seine Residenz tatsächlich auf dem Palatin nehmen.
Liv. 2,7,5-12 (Übers. H.-J. Hillen): „Gegen den überlebenden Konsul entwickelte sich dann – wankelmütig, wie die Menge nun einmal ist – aus seiner Beliebtheit heraus nicht nur Mißgunst, sondern sogar Argwohn und eine schreckliche Anschuldigung. Es ging das Gerede, er strebe nach der Königsherrschaft; denn er hatte noch keinen Amtskollegen an Brutus‘ Stelle nachwählen lassen, und er baute auf dem höchsten Punkt der Velia. Hier entstehe an einem hohen und geschützten Platz eine unbezwingbare Burg. [...] „Wird es denn niemals“, rief er (sc. der Konsul Valerius) aus, „für euch eine so bewährte Haltung geben, daß sie über jeden Verdacht erhaben ist? Hätte ich, der erbitterste Feind der Könige, fürchten sollen, selbst beschuldigt zu werden, ich strebte nach der Alleinherrschaft? Wenn ich direkt auf der Burg und dem Kapitol wohnte, hätte ich ich dann glauben sollen, es könne so weit kommen, daß ich von meinen Mitbürgern gefürchtet würde? An einer solchen Kleinigkeit hängt mein Ruf bei euch? Ist euer vertrauen zu mir so schwach begründet, daß es mehr darauf ankommt, wo ich bin, als wer ich bin? Das Haus des P. Valerius wir eurer Freiheit nicht im Wege stehen, Quiriten; die Velia wird keine Gefahr für euch sein. Ich werde mein Haus nicht nur in flaches Gelände verlegen, sondern es sogar am Fuße des Hügels errichten, damit ihr höher wohnt als ich, euer verdächtiger Mitbürger. Auf der Velia mögen die bauen, denen man die Freiheit besser anvertrauen kann als einem P. Valerius!“ Das gesamte Baumaterial wurde unverzüglich an den Fuß der Velia geschafft, und dort, wo jetzt der Tempel der Vica Pota steht, am Anfang der Straße, die zur Velia hinaufführt, wurde das Haus errichtet.“
Zum Selbstverständnis der vornehmen Römer gehörte auch die Bewahrung des Andenkens an die eigenen Vorfahren. Für die männlichen Vorfahren der letzten beiden Generationen veranstalteten die Aristokraten in ihren Häusern einen Kult, bei dem sie Vater und Großvater als dii parentes, als väterliche Gottheiten, verehrten. Eine entsprechende Darstellung im öffentlichen Raum wie den Portraitierten als Mitglied der politischen Elite aus. Hier zu sehen ist ein römischer Aristokrat der die Kultbildnisse seines Vaters in der linken und seines Großvaters in der rechten Hand hält und so stolz auf die familiäre Tradition verweist.
In der späten Republik nahmen die Grabanlagen die Form regelrechter Mausoleen an, die nicht in Museen gelagert werden können, sondern noch heute das Stadtbild Roms mitgestalten. Sie zeugen von den Ausmaßen, die der aristokratische Konkurrenzkampf mittlerweile angenommen hatte. Anders als die Häuser der Lebenden sind uns diese am Stadtrand gelegenen Häuser der Toten in teilweise gutem Zustand erhalten geblieben.
Eines der außergewöhnlichsten dieser Bauwerke ist das Grabmal des C. Cestius Epulo, das an der via Ostiensis lag. Grundsätzlich lagen die Nekropolen außerhalb antiker Städte; Bestattungen innerhalb der Stadtgrenzen waren verboten. Durch ihre exponierte Lage an den großen Ausfallstraßen waren die Mausoleen dennoch wichtig für das Erscheinungsbild der Stadt gehörten sie doch zu den ersten bzw. letzten Eindrücken, die Besucher von Rom bekamen.
Das Grabmal des C. Cestius Epulo, der im Jahr 43 v. Chr. das Amt eines Prätors bekleidete, wurde als Pyramide gestaltet und dürfte auch aus diesem Grunde eine besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Der Import unterschiedlicher Formen von Grabarchitektur zeigt einmal mehr auch das Ausgreifen Roms über die italische Halbinsel hinaus. Orientalische Formen wurden Teil römischer Sehgewohnheiten und gaben der Stadt einen kosmopolitischen Charakter.
Eine der Inschriften der Cestius-Pyramide (West- und Ostseite). Die Inschrift nennt Namen und Abstammung des Verstorbenen und zählt die politischen Ehrenämter auf die der Senator zu Lebzeiten bekleidet hat. Sie weist das Monument damit eindeutig als Grabmal eines Mitgliedes der politischen Elite aus. Erneut sollte keinerlei Zweifel daran gelassen werden, wer hier imstande war, sich dauerhaft im römischen Stadtbild zu verewigen (CIL VI 1374):C(AIUS) CESTIUS L(UCII) F(ILIUS) POB(LILIA) EPULO PR(AETOR) TR(IBUNUS) PL(EBIS) VII VIR EPULONUM
Am südlichen Rand der modernen und außerhalb der antiken Stadt ist das Grabmal der Caecilia Metalle gelegen. Es ist eines der eindrucksvollsten Beispiele für die bauliche Monumentalisierung, die Rom seit dem 1. Jh. v. Chr. sowohl im öffentlichen wie im privaten Rahmen erfuhr. Ein Grabmal wie dieses diente nicht nur der Bestattung und Erinnerung der Verstorbenen, sondern zielte in seiner repräsentativen Wirkung auch auf die Lebenden.
Das Mausoleum liegt an einer der großen Ausfallstraßen Roms, der via Appia, und dürfte daher in der Antike für viele Menschen ein gewohnter Anblick gewesen sein, näherten sich doch Besucher aus Süditalien oft auf diesem Weg der Stadt. Wer aus dieser Richtung kam, der kannte die Verstorbene bereits bevor er ihre Heimatstadt zum ersten Mal betrat und konnte gewiss sein, dass ihre Familie über Ansehen und Einfluss in Rom verfügte.
In späterer Zeit wurde der Begräbnisstätte ein mittelalterliches Kastell angegliedert, da sich das Grabmal selbst offensichtlich gut als Turm für die Überwachung und eventuell Verteidigung des wichtigen Zugangs zur Stadt eignete. Wenn gleich der größte Teil der Verzierung, die den Bau in der Antike schmückte heute nicht mehr erhalten ist, lassen die Luftaufnahmen die Größe des Baus erkennen und den gewaltigen Aufwand erahnen, der hier für die Beisetzung eines Mitgliedes der römischen Aristokratie betrieben wurde.
Aus der Stadt kommend, findet der interessierte Wanderer das Bauwerk auf der linken Straßenseite. Es ist schlechterdings nicht zu übersehen und erlaubt daher noch heute die Einsicht, dass es in der Antike seinen Zweck, Aufmerksamkeit zu erregen, mit Sicherheit erfüllte.
Die Inschrift, die den Bau als Grab der Caecilia Metella ausweist, ist heute noch in situ, d.h. an ihrem ursprünglichen Ort, und gut zu erkennen. Neben dem Namen der Verstorbenen gibt sie auch deren Vater an, einen Quintus Creticus. Vor allem aber nennt sie den Ehemann der Verstorbenen und macht damit zugleich verständlich, warum ein solcher Prunkbau zu ihren Ehren errichtet wurde. Sie war die Ehefrau des Crassus, bei dem es sich um den Sohn des mit Caesar verbündeten M. Licinius Crassus handelte. Metella war damit die Schwiegertochter des reichsten Mannes Roms. Die vollständige Inschrift (CIL VI 1274) lautet: CAECILIAE Q(UINTI) CRETICI F(ILIA) METELLAE CRASSI.
Je größer Rom wurde, desto dringender benötigte es eine Infrastruktur, die die einzelnen Teile der Stadt miteinander verband. Ein befestigtes Wegenetz erscheint einem modernen Städter als eine solche Selbstverständlichkeit, dass er leicht vergisst, welch technische Leistung und zivilisatorischen Fortschritt die römischen Straßen darstellten. Ihr Ausbau – nicht nur in der Stadt, sondern über längere Distanzen hinweg – begann 312 v. Chr. mit der Anlage der Via Appia unter dem Konsul Appius Claudius Caecus.
Prok. bell. Goth. 1,14,6-11 (Übers. Otto Veh): „Neunhundert Jahre zuvor war letztere (sc. die via Appia) durch den Konsul Appius erbaut worden und hatte von ihm ihren Namen erhalten. Sie führt von Rom nach Capua und ist für einen rüstigen Wanderer fünf Tagesmärsche lang, ein sehr sehenswertes Wunderwerk und dabei so breit, daß zwei Lastwagen aneinander vorüberfahren können. Das ganze Pflaster, mühlsteingroß und von Natur sehr hart, hatte Appius an weit entfernter Stelle brechen und herbeischaffen lassen. Denn solches Gestein gibt es nirgendwo in dieser Gegend. Appius ließ die Bruchsteine zunächst glatt und gleichmäßig zurichten sowie rechteckig behauen, dann wurden sie so dicht gesetzt, daß kein Bindemittel oder dergleichen nötig war, so fest sind die Steine zusammengefügt oder verbunden, daß sie beim Betrachter den Eindruck erwecken, nicht miteinander verfugt, sondern verwachsen zu sein. Und obschon lange Zeit Tag für Tag darüber viele Lastwagen fuhren und alle möglichen Lebewesen auf ihnen gingen, haben sich weder die Steine aus ihrer Verfugung irgendwie gelöst, noch ist einer von ihnen zerbrochen oder kleiner geworden; nicht einmal an Glanz büßten sie ein.“
Stellenweise wandelt ein moderner Spaziergänger auf der Via Appia auch heute noch auf dem antiken Pflaster. Sie wurde von dem Dichter Lukrez als „Königin der langen Straßen“ bezeichnet und noch im 6. Jh. n. Chr. nötigte die Konstruktion dem byzantinischen Historiker Prokop Respekt ab.
Die Straßen endeten allerdings nicht an den Stadtgrenzen oder kurz dahinter. Tatsächlich durchzog zunächst Italien, später das ganze römische Reich ein Wegenetz von insgesamt ca. 85.000 Kilometern. Die urbane Infrastruktur verband sich hier mit der militärischen; der Ausbau der Straßen und die römische Expansion waren auf das Engste miteinander verbunden. Am Ende dieses Prozesses waren die Städte des Imperium Romanum an den großen Straßen aufgereiht wie Perlen auf Schnüren. Die Straßen verbanden die vielen einzelnen Städte der Mittelmeerwelt zu einem Reich. Dass alle Wege des Reiches letztlich nach Rom führten, ist mehr als ein Sprichwort – es war eine Wahrheit, die sowohl das Stadtbild als auch die Herrschaftspraxis Roms beeinflusste.
Was für eine Bedeutung die Römer ihrem Straßenwesen beimaßen, zeigen die Münzprägungen der Kaiserzeit. Auf ihren Münzen ließen sich die Kaiser für die Anlage, Reparatur oder den Ausbau bestehender Wege feiern, hier der Kaiser Trajan. Die Figur auf der Münze personifiziert, die von diesem Kaiser angelegte VIA TRAIANA, wie uns nicht nur das Attribut des Wagenrades, sondern vor allem der in dieser Hinsicht eindeutige Schriftzug unterhalb des Münzbildes verrät.
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Bildnachweise:
Satellitenansichten - © Google Earth;
Comitium, etc., Plan - Wikimedia Commons;
Denar des P. Licinius Nerva - M. H. Crawford: Roman Republican Coinage. Vol. 1, Cambridge 1974, 306, Nr. 292/1;
Rostra - 3D, Überreste;
Rostra, Modell - B. Steinmann / R. Nawracala / M. Boss (Eds.): Im Zentrum der Macht. Das Forum Romanum im Modell, Erlangen/Nürnberg 2011, 121, Abb. 88;
Denar des Lollius Palikanus - M. H. Crawford: Roman Republican Coinage. Vol. 1, Cambridge 1974, 482, Nr. 473/1;
Augusteische Rostra - D-DAI-ROM-2008.2351, D-DAI-ROM-2008.2355;
Curia, 3D-Modell - C. Hostilia, C. Cornelia, C. iulia;
Curia Iulia - D-DAI-ROM-2008.2258, Innenraum;
Curia Iulia, Steinplan - E.M. Steinby (Ed.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Vol. I, Rom 1993, 478, fig. 194;
Tabularium - D-DAI-ROM-2008.2441;
Basilica Aemilia, Forma Urbis - E.M. Steinby (Ed.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Vol. I, Rom 1993, 407, fig. 91;
Basilica Aemilia - Wikimedia Commons, Wikimedia Commons, Wikimedia Commons;
Basilica Iulia, Steinplan - E.M. Steinby (Ed.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Vol. I, Rom 1993, 407, fig. 92;
Basilica Iulia, Überreste - D-DAI-ROM-2008.2620, D-DAI-ROM-2008.2225;
Basilica Iulia, Grundriss - E.M. Steinby (Ed.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Vol. I, Rom 1993, 408, fig. 93;
Basilica Iulia - Wikimedia Commons;
Domus u. Insulae - Wikimedia Commons;
Dii parentes - D-DAI-ROM-37.378;
Cestius-Pyramide - Wikimedia Commons, Inschrift;
Grabmal der Caecilia Metella - Wikimedia Commons, Inschrift - Wikimedia Commons;
Via Appia - Wikimedia Commons, G. Pisani Sartorio: Via Appia Antica Regina Viarum – Ursprung und Geschichte, in: I. Della Portella (Ed.): Via Appia. Entlang der bedeutendsten Straße der Antike, 14-39, hier 23;
Straßennetz - ORBIS;
Anio vetus - Wikimedia Commons;
Roms Aquädukte - G. De Kleijn: The Water Supply of Ancient Rome. City Area, Water, and Population, Amsterdam 2001, 258;